Vor etwas mehr als einer Woche gelang unserer 1. Herrenmannschaft das, was uns vor der Saison die wenigstens Leute zugetraut haben: Der Aufstieg in die Kreisklasse! Doch dieser Erfolg ist mehr als nur ein sportlicher Aufstieg und bedeutet für uns einen „Meilenstein“ auf dem Weg in eine vielversprechende Zukunft. Auf diesen, teils steinigen, Weg möchte ich in den kommenden Tagen in mehreren Abschnitten stolz zurückblicken und auf eine persönliche Art und Weise schildern, was diese Saison 2018/19 für uns bedeutet.
Den Anfang der Aufstiegsgeschichte schreiben wir vor über elf Jahren: Als wir uns damals dazu entschlossen hatten einen Schnitt zu machen und im Sinne des TSV Fichte einen Neuanfang zu versuchen, gab es durchaus zahlreiche Kritiker, welche den Schritt nicht begleiten wollten und darin den Tod des Vereins sahen. Sicher war es gewagt einen Verein so radikal neu aufzustellen und die Philosophie auf Werten wie „Treue“ und „Zusammenhalt“ zu stellen. Die Chancen für eine sichere Existenz der Fußballabteilung auf einer breiten Basis hat dies allerdings dringend gefordert. Söldner im Herrenbereich und Jugendspieler, welche sich mehr durch unrühmliches Verhalten als durch sportliche Leistung und Engagement auszeichneten, gehörten ab sofort der Vergangenheit an. Neben der fehlenden Identität nahmen uns die benachbarten Vereine die jungen Spieler weg, bevor sie überhaupt auf unserem Sportplatz waren und der schlechte Ruf eilte uns weit über die Grenzen Ansbachs voraus.
Der neue Fichte-Weg sollte künftig auf einer nachhaltigen, fundierten Jugendarbeit aufbauen, welche den Nachwuchs im Herrenbereich sichert, Menschen unterschiedlichster Couleur eine zweite Heimat bietet und schlussendlich auch die Aussicht auf sportlichen Erfolg verbessert. Das dies ein gewagter Entschluss war und ein langwieriger Prozess ist, sollte allen Beteiligten damals klar gewesen sein, Zweifel daran hatten die handelnden Personen allerdings nur in den wenigsten Momenten. Die Abteilungsführung, um unseren Abteilungsleiter Theo Clausen, führte auf und abseits des Platzes teils harte Diskussionen, handelte aber aus voller Überzeugung und Glauben an unsere Fichte.
Die Spitze des Neuaufbaus bildeten dabei die Jahrgänge 1996/1997, welche sich zum damaligen Zeitpunkt gerade im zweiten Jahr der E-Jugend befanden. Als damals 18-Jähriger durfte ich die beiden Jahrgänge übernehmen und als Trainer meine ersten Gehversuche wagen. Schnell war klar, dass diese Jungs nicht nur sportliches Potenzial hatten, sondern schnell zu einem Team geformt werden konnten und die neue Fichte-Philosophie verkörpern, wie wir es uns immer erhofft hatten. In den Jahrgängen darunter gelang es unserem Jugendleiter, Stephan Meyerhöfer, weitere Mannschaften aufzubauen und mit breit aufgestellten G-Jugend-Teams den Nachschub zu gewährleisten. Zwar waren die unmittelbar nachfolgenden Jahrgänge nicht so intensiv mit unserer Identität zu impfen, allerdings half es einige Spieler auszubilden und diese bis heute in unserem Verein zu halten. Damals begann auch das, was uns heute zu einem ganz besonderen Verein macht: Eltern engagierten sich über das normale Maß hinaus bei Turnieren und Fußball Camps, junge Spieler werden zu Trainern für unseren Nachwuchs, die Mannschaften nehmen sportlich sowie menschlichen jeden Neuzugang auf und die Fichte rückte endlich wieder zusammen.
Zum damaligen Zeitpunkt machte ein Blick in den Herrenbereich nur wenig Freude: Sportlich dümpelte man von Jahr zu Jahr im unteren Drittel der A-Klasse und kämpfte nach Einführung der B-Klasse mehrmals erfolgreich gegen den Abstieg. Die Trainingseinheiten im Sommer bestanden aus Fußball-Boccia mit Bier und weniger aus taktischem oder konditionellem Feinschliff für die Endphase der Saison. Während sich andere Vereine im Umfeld entwickelten und sportlich keine Konkurrenz waren, hielt ein äußerst dünner Kader unter dem langjährigen Spielertrainer, Gerhard Skurka, die Fichte-Fahne hoch und bestritt teilweise mit Doppeleinsätzen und nur 20 Spielern am Wochenende zwei Spiele am selben Tag. Unvergessliche Aufholjagden, bspw. mit einer Siegesserie nach Ostern und dem damit verbundenen (eigentlich unmöglichen) Klassenerhalt sind aus heutiger Sicht schöne Erinnerungen und Geschichten, welche sich unsere jüngeren Spieler des Öfteren anhören dürfen.
In der Saison 2013/14 passierte dann das, was damals als sportlicher Tiefpunkt zu deklarieren war, aus heutiger Sicht jedoch der Beginn von einer beeindruckenden Entwicklung und Wandlung war. Nach einer bitteren Niederlage im Relegationsspiel auf dem Dietenhofener Sportplatz mussten wir den Gang in die B-Klasse antreten. Gerade bitter war dieser Abstieg, da wir mit unserem damals noch neuen Trainer Jochen Schober eine Idealbesetzung für den Übergang der Jugendspieler in den Herrenbereich von unserem Weg überzeugen konnten und mit Frederik Beck und Tim Letzner zwei von drei Eigengewächse aus der damaligen E-Jugend dazu gestoßen sind, welche heute tragende Säulen unserer Mannschaft sind.
Was als Herausforderung begann, endete in einer herausragenden Saison mit nur zwei Niederlagen und 105 erzielten Toren. Damit gelang der hochverdiente, direkte Wiederaufstieg mit einer Mannschaft, die dank einer Mischung aus Jung und Alt ein eingeschworener Haufen wurde. Unvergessen der Mannschaftsabend beim Karaoke im Irish Pub. Ich sage nur „Everybody“! Dank der Alten Herren gelang es sogar die Zweite ebenfalls im Spielbetrieb der B-Klasse zu halten. Es zeigte sich, dass der Zusammenhalt und die „Packen wir’s an“-Mentalität bei der Fichte zu Hause war. Bei Heim- und Auswärtsspielen immer wieder mit dabei: unsere A-Jugend, welche die eigenen Mitspieler, den eigenen Trainer und den Rest der Mannschaft tatkräftig unterstützte. In dieser Saison begann nun endlich die lang ersehnte Vermischung unseres Nachwuchses mit den Spielern im Herrenbereich.
Es gelang die Speerspitze unserer Jugendförderung mit absoluter Fichte-Identität zu integrieren und an unseren Verein zu binden. Der Neuaufbau war nur gemeinsam mit diesen Jungs möglich, denn sie bilden die sportliche Basis der nächsten Jahre. Nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr der A-Klasse folgte eine kontinuierliche Steigerung in den nächsten Spielzeiten. Bereits in der Saison 2017/18 wäre die Teilnahme an der Relegation um den Aufstieg in die Kreisklasse möglich gewesen, allerdings wäre der Schritt dann doch überraschend und vermutlich zu früh gewesen. Ob dieser in der nächsten Saison gelingen sollte, wurde im Umfeld durchaus kontrovers diskutiert.
Morgen geht es weiter mit: Ein gelungener Start